City of Ghosts--Die Geister, die mich riefen by Victoria Schwab

Autor:Victoria Schwab
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH

Kapitel 16

Bist du sicher, dass du nicht mitkommen willst?«, fragt Mum mich am nächsten Morgen. »Heute sind die Gewölbe unter der South Bridge dran. Da soll es vor paranormaler Aktivität nur so brummen!«

Sprechen normale Eltern so mit ihren Kindern?

»Seit wann ist deine Familie denn normal?«, wirft Jacob ein.

»Ich bin sicher«, sage ich und ziehe Grim an mich. »Ich glaube, ich lasse das lieber aus.«

»Ist alles in Ordnung?«, fragt Dad und kritzelt schnell noch ein paar Gedanken in sein Notizbuch.

»Ja«, sage ich. Ich sage nicht, dass unten ein Mädchen auf mich wartet, mit dem ich über das Geisterjagen reden will. Ich denke noch nicht mal daran, nicht, solange Jacob dabei ist und sein Geheimnis wie eine Lüge zwischen uns steht. Stattdessen versuche ich es mit der erprobten Angst-Masche. »Es ist nur …« Ich beiße mir auf die Lippe, um eine größere Wirkung zu erzielen. »… Mary King’s Close hat mich echt ziemlich mitgenommen.« Es war ja auch wirklich gruselig. Und dann war da ja auch noch die Sache mit dem Schleier, der mich nicht mehr gehen lassen wollte. »Ich bin mir nicht sicher, ob ich das noch mal mitmachen will.«

»Oh Liebling«, sagt Mum und streicht mir die Haare aus dem Gesicht. »Ich habe gehört, wie du dich heute Nacht im Bett herumgewälzt hast. War das deshalb?« Ich nicke und sie tätschelt mir den Kopf. »Du warst schon immer so sensibel, was diese Dinge angeht.«

»Und das Ertrinken hat das nicht gerade besser gemacht«, wirft Jacob fröhlich ein. Ich werfe ihm einen warnenden Blick zu.

»Die Energie da unten«, erkläre ich schaudernd, »das war einfach so düster.«

Jacob prustet. Er findet offensichtlich, dass ich ein bisschen dick auftrage, aber Mum nickt mitfühlend.

»Da unten war definitiv etwas Bösartiges«, bestätigt sie.

»Vielleicht war es keine gute Idee, ein Kind dorthin mitzunehmen«, meint Dad.

Ich muss mich zusammenreißen, um mich jetzt nicht aufzuregen. Ich hasse es, wenn sie mich als Kind bezeichnen. Und an Dads Ton höre ich, dass er mit Mum schon darüber gesprochen hat. Dass er der Meinung war, dass ich gar nicht mit nach Edinburgh kommen sollte. Gab es etwa eine Version dieser Geschichte, in der ich nicht vorkomme?

»Nein!«, stoße ich hervor. »Das ist schon o. k. Ich brauche nur einen Tag Ruhe. Nicht mal einen ganzen Tag. Nur den Vormittag. Ein paar normale Stunden ohne Geister, Gespenster, Poltergeister oder …«, plappere ich. Jacob runzelt die Stirn. Offenbar versucht er herauszufinden, was in aller Welt ich vorhabe, doch ich konzentriere mich auf meine Eltern. »Es lag wahrscheinlich nur an der Kombination aus fettem Essen und Jetlag. Ich finde meine Geistersinne schon wieder«, schließe ich.

»Da bin ich ganz sicher«, meint Mum und küsst mich auf den Kopf.

Dad lässt mir etwas Geld für Notfälle und den Filmplan für den heutigen Tag da und gibt mir die strikte Anweisung, im Lane’s End zu bleiben, bis sie zurück sind. Edinburgh ist zwar eine sehr hübsche, aber trotzdem eine fremde Stadt.

»Viel Spaß bei der Geisterjagd!«, rufe ich ihnen nach, bevor die Tür hinter ihnen zufällt.

Jacob lässt sich neben mich aufs Sofa plumpsen

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